Venezianische Gärten
Francesco Guardis Gemälde von Venedig zeigt das Leben auf und mit dem Canale Grande und die Vorderansichten einiger Gebäude. Doch wie sah es hinter den Gebäudefassaden der damaligen Zeit aus und welche Rolle spielte die Natur für die VenezianerInnen?
Seit dem 16. Jahrhundert entwickelte sich Venedig zu einem Handelszentrum für Blumen und Pflanzen. Nie zuvor gesehene Zierpflanzen konnten studiert werden. Die Heilpflanzen, die venezianische Kaufleute von ihren Reisen in ihre Heimat mitbrachten, wurden in einer den orientalischen Bedingungen angepassten Umgebung gezogen. Eine Vielfalt von Saatgütern, Gewürzen, oder das Marmorgestein kamen mit den Schiffen nach Italien. Der Arzt Gualtieri bekam die Erlaubnis, die Landspitze Sant’ Elena zu bebauen und eine Plantage für Heilpflanzen anzulegen. In dieser Gartenanlage liegt der Ursprung der modernen botanischen Gärten.
Die Zahl der venezianischen Gärten war zwischen 1600 und 1800 so hoch, dass alleine in Venedig mehr botanische Gärten gezählt wurden als in ganz Italien. In der damaligen Zeit konnte man in Venedig über antike botanische Texte von Discorides bis Theophrast und über Sammlungen von Kräutern verfügen. „Das Buch der Heilkräuter“ aus dem Jahr 1415 wird nach wie vor in der Marciana-Bibliothek in Venedig aufbewahrt.
Ein besonders reichhaltiger Garten stand im Besitz von Lorenzo Patarol, dem Urgroßvater des Grafen Francesco. In diesem Garten wurden sechshundert Bäume und Sträucher gezählt. Dort gab es die erlesensten Rosensorten, eine Sammlung von Pflanzen mit gefleckten Blättern und viele Pflanzen aus der ganzen Welt. Ein weiterer botanischer Garten war ein großer Weingarten, auf dem heute Tennisplätze zu finden sind.
Die vom Wasser umschlossene Stadt Venedig hat schon immer komplexe Umweltbedingungen gehabt. Pflanzen gedeihen, die für gewöhnlich in sehr viel wärmerer oder kälterer Umgebung als der Venedigs wachsen. Die Flora wird durch den Wind bestimmt. Die von Nordosten kommende Bora und der Schirokko, der von Afrika kommt, haben entscheidenden Einfluss auf das venezianische Klima. Genauso wesentlich wie der Wind ist auch das Meer für Venedig. Die Stadt hat eine einzigartige bioklimatische Lage und die kleinen Mauern schützen die Vegetation, indem sie einen klimatischen Wandel schaffen, der für das Überleben der Pflanzen wichtig ist.
Am Institut für Botanik der Universität für Bodenkultur gibt es zahlreiche Lehrveranstaltungen zum Thema Stadtökologie, Pflanzen und deren Lebensräume. Das Studium der Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur beinhaltet auch Aspekte des Naturschutzes und der Landschaftspflege. http://www.boku.ac.at
Quelle: Gianni Berengo Gardin, Cristina Moldi-Ravenna und Teodora Sammartini: Die geheimen Gärten Venedigs, Diederichs Verlag, München, 1995
Link: Bibliotheca Nazionale Marciana, http://marciana.venezia.sbn.it/index.html
Foto: garten1.jpg Quelle: http://www.garten-pur.de
Foto:garten2.jpg Quelle:http://www.garten-pur.de