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Textiler Bildträger

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Francesco Guardi bevorzugte für seine Malerei neben Holztafeln vor allem textile Bildträger. Der Begriff „textiler Bildträger“ umfasst alle in der europäischen Malerei gewebten Träger aus Naturfasern wie Flachs, Leinen, Hanf, Seide und Baumwolle oder synthetische Materialien.
Die Gewebe dienten als Malgrund für Fahnen, Hungertücher, Tüchleinmalereien und Gemälde. Frühe Bildwerke auf textilen Bildträgern sind aus der Mitte des 15. Jahrhunderts erhalten. Mit Beginn des 16. Jahrhunderts verdrängte der textile Bildträger langsam die Holztafel, und seit dem 18. Jahrhundert ist er der wichtigste Bildträger in der europäischen Malerei.
Im Rahmen des Alterungsprozesses verlieren textilen Bildträgern ihre Festigkeit und Elastizität. Naturfasern bestehen größtenteils aus Cellulose, die eine Reihe von ungünstigen Eigenschaften besitzt: Sie „altert“, d.h. sie oxidiert durch Luftsauerstoff. Sie absorbiert Strahlungsenergie, die fotochemische Reaktionen auslöst und die Faser zersetzt. Sie wird durch Säure, die sich als Verunreinigungen in der Luftatmosphäre befinden, angegriffen. Sie kann als Nährboden für Mikroorganismen (Schimmelpilze und Bakterien) dienen und sie reagiert empfindlich auf mechanische Belastungen.

Auffällig sind die hygroskopischen Eigenschaften der natürlichen Gewebe. Die Gewebefasern nehmen Feuchtigkeit aus der Luft auf, quellen, werden dicker und kürzer. Bei steigender relativer Luftfeuchte kommt es zu einer Zunahme der Faserdicke. Das aus mehr oder weniger eng miteinander verwebten Kett- und Schussfäden bestehende Gewebe schrumpft.
Bei Abgabe von Feuchtigkeit dehnt sich das Gewebe und wird schlaff – das heißt: Eine Cellulosefaser quillt bei der Aufnahme und schrumpft bei der Abgabe von Wasserdampf. Die Folgen können beispielsweise Verluste der Bildschicht durch Abhebungen sein. Wird das Gewebe direkt mit Wasser angefeuchtet, kommt es zu einer Extremreaktion, die in Geschwindigkeit und Stärke die Reaktionen, die bei Änderung der relativen Luftfeuchtigkeit auftreten, weit übertrifft. Diese Form des Schadens wird als Wasserschaden bezeichnet.
Weitere Schäden am Bildträger können Verformungen (Deformationen), Risse und Löcher, oder spröde und abgebaute Fasern sein. Für das jeweilige Schadensbild gibt es eine Palette von Konservierungs- und Restaurierungsverfahren, als Beispiele sei die Hinterklebung des Bildträgers mit einem Stützgewebe, die sog. Doublierung genannt.

Literatur:
Knut Nicolaus: Handbuch der Gemälderestaurierung. Köln 1998.

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