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Santa Lucia von Andrea Palladio

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Die in der Zeit der Gotik errichtete Kirche Santa Lucia, die Kirche rechts im Gemälde, wurde durch Andrea Palladio (1508-1580) umgebaut. Die Kirche musste 1860, als die Österreicher den ersten Bahnhof anlegten, abgerissen werden. Dieser Bahnhof wurde in den 1950er Jahren um- und ausgebaut (heute Stazione Ferrovia S. Lucia). Eine Marmortafel mit einer Zeichnung der Kirche ist in das Pflaster vor der Bahnhofstreppe eingelassen.
Andrea Palladio war eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des 16. Jahrhunderts. Die Profanarchitektur machte einen Hauptteil seines Oeuvres aus, erst spät wandte er sich der Sakralbaukunst zu. Seine in diesem Bereich entstandenen Werke konzentrieren sich weitgehend auf Venedig. Er entwarf die Fassade von San Francesco della Vigna und schließlich erhielt er die beiden Großaufträge für San Giorgio Maggiore und Il Redentore.

In seinen Bauten strebte Palladio eine möglichst originalgetreue Annäherung an die Architektur der römischen Antike an. Seine Kirchen stellen den Versuch dar, die Antike mit den Erfordernissen des christlichen Sakralbaus zu vereinen. Neben den antiken Vorbildern orientierte sich Palladio auch an den großen Architekten der Renaissance, Bramante, Michelangelo, Raffael u. a., deren Vorstellungen zum Teil in seine eigenen Bauten einflossen.
 
Die Fassade von S. Giorgio Maggiore ist auf Fernsicht konzipiert, am Besten erschließt sie sich vom Wasser aus betrachtet. Sie ist aus strahlend weißem Marmor errichtet, in ihrer Dreigliederung ist sie ein Spiegelbild der basilikalen Raumverhältnisse. Der Mittelteil ist gegenüber den Seitenpartien hervorgehoben. Seinen Giebel tragen vier aufgeblendete Dreiviertelsäulen, die sich fast vollplastisch von der Wand lösen. Die Gliederung der Seiten mit flachen Pilastern ist demgegenüber zurückgenommen.
Der Innenraum zeichnet sich durch die Zurückhaltung in der Ausstattung aus, sodass die Architektur voll zur Geltung kommen kann. Die Kirche ist eine dreischiffige Basilika, mit gerundeten Querhausarmen, einer Kuppel im Zentrum und einem quadratischen Presbyterium im Osten, das sich hinter dem Hochaltar in einen apsidialen Mönchschor verlängert. Die ganze Formenwelt ist der römisch-antiken Architektur entlehnt. Säulen, Pfeiler, Pilaster, Thermenfenster etc. kommen zum Einsatz. Trotzdem bleibt Palladio einer alten venezianischen Tradition treu, die den Kirchenraum seit San Marco immer wieder unter die Dominanz der Kuppel stellt.
Die von Andrea Palladio formulierten Fassaden- und Raumgestaltungen wurden für ganze Künstlergenerationen richtungweisend und wirkten weit über das Veneto hinaus. Die Ausstrahlung seiner Werke reichte nicht nur über Jahrhunderte, sondern auch über Kontinente. Die englische Villenarchitektur des 18. Jahrhunderts wurde mit dem Schlagwort des Palladianismus belegt. Über England fanden die Gedanken Palladios schließlich auch Eingang in die Baukunst Amerikas im 19. Jahrhundert.

Literatur:
Thorsten Droste, Venedig – Die Stadt in der Lagune. Köln 20052.
Abbildung: Grundriss, Innenraum
Abbildungen: San Francesco della Vigna, San Giorgio Maggiore und Il Redentore

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