Naturereignisse
In den letzten Lebensjahren von Francesco Guardi (1712-1793) traten in ganz Europa außergewöhnliche Naturereignisse und Witterungsanomalien (Unregelmäßigkeiten) auf. Im Sommer 1783 gab es zahlreiche Vulkanausbrüche. „Die auf diese Vulkanaktivitäten zurückgehenden Trübungen, der Höhenrauch, wurden als Vorboten apokalyptischer Veränderungen interpretiert.“ (Glaser, 2001, S. 203)
Eine weitere Besonderheit war ein heißer und trockener Sommer. In unmittelbarem Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe vom Februar 1784 stand ein sehr kalter und schneereicher Winter. Als Höhepunkt dieser Anomalien kam es zu einer der schwersten Hochwasserkatastrophen, die es in Europa je gegeben hat. Die Aufzeichnungen zu diesen Ereignissen sind umfangreich und komplex. Ergänzt wurden die Meldungen durch Gemälde, die zur Veranschaulichung des Geschehens beitragen.
Der im Juni 1783 in Europa beobachtete Höhenrauch bildete den Auftakt der Folge von Naturerscheinungen. Erste Niederschriften gab es von Seefahrern, die nach ihrer Rückkehr von diesen Erscheinungen berichteten. Ein dichter Trockennebel breitete sich über Kontinentaleuropa aus und wurde am 18. Juni auch in Italien wahrgenommen. „Als besonders bemerkenswert wird immer wieder erwähnt, dass man mit ungeschützten Augen direkt in die Sonne habe blicken können.“ (Glaser, 2001, S. 204) Den ganzen Sommer waren diese Himmelstrübungen, ungewöhnliche Verfärbungen der Sonne und des Mondes und spektakuläre Sonnenauf- und Sonnenuntergänge zu sehen. Alles diese Himmelbeobachtungen stellten sich als Vulkanaktivitäten heraus.
„Das Hochwasser von 1784 kann als eine der größten Umweltkatastrophen der frühen Neuzeit in Mitteleuropa angesehen werden. “ (Glaser, 2001, S. 205) Ein von starken Niederschlägen begleiteter Warmlufteinbruch kann als auslösendes witterungsdynamisches Element angesehen werden. Eine hohe Flutwelle war das Resultat der starken Niederschläge im Zusammenwirken mit der Schneeschmelze. In manchen Wetteraufzeichnungen wurde von einer göttlichen Heimsuchung gesprochen, während die damaligen ForscherInnen ihr Augenmerk mehr auf die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge richteten.
Quelle: Rüdiger Glaser: Klimageschichte Mitteleuropas – 1000 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen; Primus Verlag, Darmstadt, 2001