Holz für Gebäude und Schiffswerften
Neben Ziegel und Stein galt Holz als eines der wichtigsten Baumaterialien in Venedig. Es wurde in großen Mengen vor allem von zwei Industriezweigen benötigt: vom Bauhandwerk und von den Schiffswerften. Beide verschlangen im späten Mittelalter und in der Renaissance ungeheure Materialmengen.
In den ersten Jahrhunderten waren noch die Pinienwälder des sandigen Küstenstreifens abgeholzt worden. Doch schon bald zeichnete sich ab, dass diese keinen unerschöpflichen Vorrat darstellten und eine wesentliche ökologische Funktion hatten - sie verhindern die Bodenerosion (wind- oder wasserbedingten Abtrag von festen Bodenbestandteilen) der Küste.
Von diesem Zeitpunkt an wurden die verbliebenen Waldstücke sorgsam gepflegt. Das Bauholz wurde nun aus den Bergen im Hinterland Istriens bezogen und aus den ausgedehnten Holzwäldern des nördlichen Veneto und des Friaul. Von dort wurden über die Flüsse große Holzflöße befördert und dann durch die Lagunen nach Venedig geschafft. Dort wurden sie an Land gezogen und in den Sägewerken zu Balken und Brettern verarbeitet.
Für die von Wind und Wetter stärker ausgesetzten Gebäudeteile wurden Holzarten wie Lärche, Fichte, Eiche und Ulme verwendet. Lärchenholz wurde vor allem für Pfähle und Fundamente benutzt, während die Fußböden der Paläste häufig aus Eichenholz waren. Der Holzhandel stellte einen beträchtlichen Teil der kommerziellen Aktivitäten der Stadt dar und lag in der Hand einiger Familien.
Entsprechend den drei Materialien, aus denen die Stadt gebaut wurde – Stein, Ziegel und Holz – gab es drei große Zünfte: Steinmetze, Maurer und Zimmerleute. Die Mitglieder dieser Zünfte verwendeten diese Materialien für die Kirchen, Paläste und Warenmagazine der Stadt. Neben diesen drei Hauptzünften gab es verschiedene andere Handwerkszweige, die bei der Fertigstellung jedes größeren Bauprojekts gebraucht wurden: Glaser, Fenstermacher, Schmiede, Maler und Terrazzoleger.
Links:
Universität für Bodenkultur, Institut für Holzforschung: http://www.map.boku.ac.at/holzforschung.html
Studium der Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur: http://www.boku.ac.at/1337.html
Quelle: Richard Goy: Stadt in der Lagune – Leben und Bauen in Venedig, Verlag Knesebeck, München,1997