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San Simeone Piccolo

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Für den Bau San Simeone Piccolo, die Kirche links im Gemälde, wurde zwischen 1718 und 1719 Giovanni Scalfurotto – übrigens die einzige Kirche die er baute – verpflichtet. Die hochmittelalterliche Pfarrkirche, ein Längsbau parallel zum Canal Grande, war bis zum Anfang des Jahrhunderts verfallen und sollte wieder aufgebaut werden. Wie der Kontakt zu den Betreibern des Bauvorhabens, dem Pfarrherrn Giovanni Battista Molin und der Gemeinde der Contrada zustande kam ist nicht bekannt.
Obwohl es sich um einen Bau des Spätbarocks handelt, ist die Architektur dem klassischen Erbe der Renaissance verpflichtet.

San Simeone Piccolo ist die erste venezianische Kirche auf kreisrundem Grundriss mit einem tiefen, klassischen Portikus und einer stattlichen Freitreppe. Der Architekt drehte die Achse der Kirche so, dass sie auf den Canal Grande blickt. Damit gab er die liturgische Ostrichtung des Chores zugunsten eines prächtigen Panoramas auf. Der korinthische Pronaos steht auf einem hohen Sockel. Er besitzt vier Säulen und je zwei dreifache Stützen an den Seiten sowie einen großen Dreiecksgiebel. Im Tympanon ist in klassischer Formensprache ein Marmorrelief von Francesco Penso (1665-1737) eingelassen, das das Martyrium des Titelheiligen zeigt. Der runde Baukörper lädt seitlich bis zur Höhe des Architravs des Pronaos aus und ist von einer gestelzten Laternenkuppel bekrönt.
Der Innenraum weitet sich entsprechend der äußeren Ausladung zu tiefen Nischen, die von Stützen und Freisäulen flankiert werden. Darüber befinden sich kleine Nischen mit eingestellten Figuren. In der Achse der Altäre über dem Gebälk öffnen sich rechteckige Fenster zur Belichtung des Innenraums. Der Hauptaltarraum ist über drei Stufen erhöht, durch Seitennischen erweitert und mit einer Kuppel gedeckt.
Der hohe Sockel birgt unter dem Fußboden eine Begräbnisstätte. Von einem achteckigen Zentralraum gehen vier Korridore mit Grabnischen aus. Sie sind mit Kreuzwegstationen, Todesdarstellungen und Jüngstem Gericht freskiert, so dass die Anlage insgesamt an eine Katakombe erinnert.
Man nannte die Kirche zu Unrecht ein „Pantheon in der Lagune“, denn die römischen Zitate beschränken sich auf wenige Details. Es ist bekannt, dass Giovanni Scalfurotto 1710 in Rom war, von dort wird er sich wohl Anregungen geholt haben. Verglichen werden kann der Bau aber auch mit Andrea Palladios Tempietto der Villa Barbaro in Maser oder der Kirche della Salute von Baldassare Longhena (1598-1682), etwa die Zusammensetzung aus zwei Baukörpern, die planimetrische Lösung des Presbyteriums und die Abfolge aus einer größeren und einer kleineren Kuppel. Gerade die Kuppeln unterscheiden sich nämlich grundsätzlich von der des Pantheons. Mit der innen gemauerten und außen hölzernen Zweischalenkuppel gehören sie eher in die Tradition der Markuskuppeln.


Literatur:
Ennio Concina: Kirchen in Venedig. 1996.S. 376-79.

Abbildungen:
Ennio Concina: Kirchen in Venedig.1996.S. 376-79.

Abbildungen: Außenansicht und Grundriss, Innenansicht und Grabanlagen im Untergeschoss

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