Ultraviolette Strahlung
Die Untersuchung eines Gemäldes mittels Ultravioletter Strahlung (UV) ist den Oberflächenuntersuchungen zuzuordnen. UV ist eine elektromagnetische Strahlung mit einer Wellenlänge unterhalb der des sichtbaren Lichtes. Ultraviolett bedeutet soviel wie jenseits vom Violett (Ultra von lat.: jenseits). Ultraviolettstrahlung wird vom menschlichen Auge nicht mehr wahrgenommen. Dennoch zählt die Ultraviolettstrahlung neben dem sichtbaren Licht und der Infrarotstrahlung (IR) zur Gruppe der optischen Strahlung, weshalb häufig der irreführende Begriff "UV-Licht" anzutreffen ist. UV-Strahlung kann deshalb wie sichtbares Licht und die Infrarotstrahlung (IR) gebrochen, reflektiert, transmittiert, absorbiert und gebeugt werden. Die Wellenlänge der Ultraviolettstrahlung reicht von 1 nm bis 380 nm.
Das nahe, langwellige UV (400-320 nm, UV-A) erzeugt bei bestimmten anorganischen und organischen Stoffen wie Pigmenten, Farbstoffen, Harzen oder Proteinen, aber auch bei pflanzlichen Fasern wie Pergament charakteristisches farbiges Fluoreszenzlicht. Fluoreszenz ist die spontane Emission von Licht beim Übergang eines elektronisch angeregten Systems in einen Zustand niedrigerer Energie. Diese Erscheinung ist für die Untersuchung von Kunstobjekten von großer Bedeutung, da diese Eigenschaft zur Materialdifferenzierung herangezogen werden kann.
In der Praxis kann z.B. bei der Untersuchung von Gemälden die Oberfläche mit UV-Lampen beleuchtet werden und etwaig auftretende Fluoreszierungen beobachtet und zugeordnet werden.
z.B.
Blaupigmente farbige Fluoreszenz
Ägyptischblau kräftiges Purpur
Azurit natürlich (künstlich) dunkles Blau (dunkles Purpur)
Coelinblau Lavendel
Heliogenblau Schwarz
Indigo dunkles Purpur
Kobaltblau leuchtendes Rot
Preußischblau Blau bis Schwarz (keine Fluoreszenz)
Smalte helles Purpur
Ultramarin dunkles Purpur
Da in den Malschichten von Gemälden meist komplizierte Mischungen von anorganischen Stoffen (Pigmente) und organischen Materialien (Bindemittel) vorliegen ist die UV-Fluoreszenz lediglich zur groben Einschätzung zulässig. Um zu spezifizierenden Ergebnissen zu gelangen, müssen weitere Untersuchungen, wie etwa mikrochemische Tests oder instrumentelle Analyseverfahren durchgeführt werden.
Beinahe alle Gemälde sind mit einem Firnis überzogen, meist wird dafür ein Naturharz (wie etwa Dammar oder Mastix) verwendet. Das Naturharz zeigt eine charakteristische grüne Fluoreszenz unter UV-Strahlung. Diese Fluoreszenz ist auch im Gemälde von Francesco Guardi sichtbar.
Da das Aufbringen des Firnisses den letzten Arbeitschritt im Entstehungsprozess eines Gemäldes darstellt, können darauf liegende, im UV sichtbar werdende dunkle Flecken als spätere Hinzufügungen und somit als Retuschen erkannt und lokalisiert werden.
Literatur:
Franz Mairinger: Strahlenuntersuchung an Kunstwerken. Leipzig 2003.