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Der Campanile – Turmbau in Venedig

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Ähnlich beherrschend wie die Kuppel der Kirche San Simeone Piccolo auf dem Bild Guardis ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Venedigs: der Campanile auf dem Markusplatz.

Der Campanile, der auch ‚Hausherr’ genannt wird, wurde im 12. Jahrhundert auf einem älteren Fundament errichtet, der Aufbau mit Glockenstube inklusive der fünf Glocken folgte erst im 16. Jahrhundert. Seine Höhe von fast 100 m wird von einer Verjüngung, das ist eine Verschmälerung nach oben, und Lisenen optisch verstärkt.  So entsteht eine starke Vertikalisierung. Der Turm ist mit seiner geschlossenen Formensprache das einzige substantiell romanische Bauwerk in der Lagunenstadt.

Der Campanile diente und dient den Venezianern - in späteren Zeiten auch den Touristen - als Orientierungspunkt und Aussichtsplattform. Doch der Turm spielte in der Geschichte der Stadt eine weitaus größere Rolle. So stellte man im Krieg gegen die Genovesen Kanonen in der Glockenstube auf und bei Hinrichtungen läutete die berühmte Maleficio, die Glocke des schlechten Omens. Doch auch angenehmere Ereignisse fanden in den luftigen Höhen statt: Galilei demonstrierte hier dem Dogen seine neue Erfindung, das Teleskop, und Goethe sah von hier aus das erste Mal das Meer.

Das Wahrzeichen Venedigs wurde jedoch im Laufe der Zeit vor allem durch Blitzeinschläge immer baufälliger, bis es 1902 in sich zusammenbrach. In  den folgenden neun Jahren wurde der Campanile außen rekonstruiert, wobei ein Aufzug eingebaut wurde und der heutige Turm um 600 Tonnen leichter ist als der alte.

In Venedig gibt es jedoch auch noch andere Türme, wie zum Beispiel den Campanile von San Pietro di Castello. Auch dieser Turm wurde noch im selben Jahrhundert, in dem er erbaut wurde, schwer von Blitzen getroffen und musste wiederaufgebaut werden. Heute steht er relativ schief, was bei seinem Standort nahe des Wassers nicht weiter verwunderlich ist, und macht dem schiefen Turm von Pisa Konkurrenz.

Der Kampf um den höchsten Turm, der ja immer noch weltweit ausgefochten wird, kann als Demonstration der Macht und des Könnens gesehen werden. Doch Türme dienen grundsätzlich ganz verschiedenen Zwecken. Sie sind Repräsentationsbauten, wie die Geschlechtertürme in San Gimignano, und Orientierungszeichen bzw. Aussichtspunkte, wie die Leuchttürme. Der Turmbau als Boden-Ressourcensparer taucht genauso auf, wie die naheliegende phallische Deutung seiner Form. Momentan ist gerade der Burj Dubai dabei alle bisherigen Rekorde zu brechen, wobei die endgültige Höhe, angenommen werden 560 m, verheimlicht wird, damit man immer noch höher werden kann, sollte die Konkurrenz aufholen. Als Vergleich: der Donauturm in Wien erreicht 252 m und ist somit das größte Gebäude in der österreichischen Hauptstadt.

Quelle:
Thorsten Droste: Venedig, Köln 2000

Abbildungen: 
Campanile bricht zusammen, www.venezia-photo.spb.ru
Schiefe Basis des Campanile San Pietro, Photo: Carina Alterdinger
Burj Dubai, www.wolkenkratzer.dubai-city.de

 

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