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Manifest für Cyborgs

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Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich das Internet zu einem der wichtigsten Kommunikationsorte, aber auch zu einem Experimentierfeld für Kunstprojekte entwickelt. Die netzwerkartige Struktur des Internet bietet viele neue Ausdrucksmöglichkeiten, wie beispielsweise nicht-lineare Erzählstrukturen auszuprobieren – unsere Geschichten zum Gemälde von Francesco Guardi bilden ein solches Netz.

In cyberfeministischen Utopien, wie zum Beispiel in Donna Harraways „Manifest für Cyborgs“, wird auch der Mensch zunehmend zu einer Figur, die netzwerkartig mit ihrer Umwelt verschmilzt. Die Cyborg bricht mit ihrer Vergangenheit, mit der Geschichte des weißen, an den Kapitalismus gebundenen Mannes – hierin hat sie zwar ihren Ursprung, aber sie „überspringt die Stufe ursprünglicher Einheit, den Naturzustand“. Sie bricht mit allen Modellen der sozialen Zusammengehörigkeit. Die Cyborg ist eine Verbindung von Mensch/Tier/Organismus einerseits und Maschine andererseits. Donna Harraway hat ein neues Wesen konstruiert, das menschliche Attribute aufweist, aber doch nicht greifbar wird - eine Utopie, die im Feminismus beginnt, aber weit darüber hinaus in einen digitalen Sternenhimmel weist. Der Körper ist die Schnittstelle von Natur und Technik. Die Cyborg lebt nicht nur in einer Post-Gender-Welt nach dem Geschlecht, nach der Sexualität, es ist auch eine Welt nach der Arbeit, nach dem Besitz, nach den Begriffen von Natur und Kultur. Technologie ist ein Feld sozialer Praxis und als solches politisch schwer umkämpft – sie muss aber nicht als Bedrohung angesehen werden, sondern kann auch eine Chance zur Gesellschaftsveränderung bieten.


Quelle: Donna Harraway, Die Neuerfindung der Natur, Frankfurt/New York 1995

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