Pigmente und ihr Handel
Die Farbschicht des Gemäldes von Francesco Guardi besteht wie alle anderen Farbschichten auf Gemälden aus den farbgebenden Pigmenten und den Bindemitteln. Die Bindemittel verbinden die Farbpartikeln sowohl untereinander als auch mit dem Malgrund.
Über die Pigmentherstellung und Verarbeitung sind wir durch unterschiedliche Quellen gut informiert. Sowohl im Lucca-Manuskript (Ende 8. Jahrhundert), in der Mappae Clavicula (9.Jh.), als auch bei Theophilus (Anfang 12. Jahrhundert) und Heraclius (12./13. Jahrhundert) finden sich umfangreiche Rezeptsammlungen.
Woher die Künstler ihre Pigmente bekamen, ob von spezialisierten Farbhändlern oder Apothekern – die zum Beispiel in Florenz der gleichen Gilde angehörten wie die Künstler – oder ob sie sich ihre Farben ganz oder teilweise selbst bereiteten, wurde bisher nur für Dürer und die Zeit nach dem 16. Jahrhundert systematisch erforscht. In dieser Zeit waren Venedig und Nürnberg Zentrum des Pigmenthandels.
So beauftragte Isabella d´Este aus Ferrara 1496 ihren Agenten, in Venedig Pigmente zu besorgen. Auch Raffael schickte 1518 einen Mitarbeiter oder reiste sogar selbst von Rom nach Venedig, um Farben einzukaufen. Auch die freie Handelsstadt Nürnberg war in ein Netz internationaler Handelsbeziehungen eingebunden. Ihre Handelshäuser beherrschten den Überlandhandel, zu dem auch der Handel mit Farbmitteln gehörte.
So importierte man Grünspan aus Antwerpen, oder Krapp aus den Niederlanden. Karmin wurde aus Polen über Nürnberg nach Italien geliefert, ebenso wie Azurit, der in deutschen Bergwerken abgebaut wurde. Bleiweiß, Mennige und Bleizinngelb wurden dagegen - wie es scheint - nicht gehandelt, sondern ebenso wie die pflanzlichen Farbstoffe vor Ort hergestellt. Sie konnten aus den Apotheken bezogen werden.
Literatur:
Knut Nicolaus: DuMonts Handbuch der Gemäldekunde. Köln 2003.
Quellenschriften:
Sog. Lucca-Manuskript. Ed. H. Hedfors. Uppsala 1932.
Mappae Clavicula. Teilübersetzung bei Ernst Berger. Die Maltechnik des Altertums. Vaduz 1992.
Theophilus presbyter: De diversis artibus. Lat.-Engl. von C. Dodwell. London 1961. (neu: Düsseldorf 1984)
Heraclius: De coloribus et artibus Romanorum. Neapel 1996. Deutsche Ausgabe: R. Eitelberger von Edelberg. (Bd. 4) 1873.