San Simeone Piccolo und Zentralbau
Das Bild von Francesco Guardi wird von der grün leuchtenden Kuppel der Kirche San Simeone Piccolo beherrscht. Im 18. Jahrhundert stand dem Sakralbau noch die Kirche Santa Lucia, die im 16. Jahrhundert von Palladio umgebaut wurde, gegenüber. Heute, nachdem Santa Lucia 1860 wegen dem ersten Bahhofsbau durch die Österreicher abgerissen wurde, fehlt ihr dieses Pendant. Eine Marmorplatte mit einer Zeichnung der Kirche erinnert heute noch an sie.
San Simeone Piccolo stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert und ist im Stil dem klassischen Erbe der Renaissance verpflichtet, obwohl es sich um einen Bau des Spätbarocks handelt. Der Vorgängerbau der Kirche geht auf das 9. Jahrhundert zurück und ist dem gleichnamigen Propheten Simeone geweiht. Die Kirche wurde von Giovanni Scalfarotti entworfen und stellt eine kleine Nachbildung des Pantheon in Rom dar. Eine breite Freitreppe führt zu dem von vier korinthischen Säulen und Eckpfeilern getragenen Portikus, der von einem dreieckigen marmornen Tympanon, einem Feld über dem Portal, gekrönt wird.
Der anschließende Rundbau ist ungewöhnlich für eine Kirche. Meist wird für diese Bauaufgabe in der abendländischen Architektur ein länglicher Grundriss gewählt, da der Gottesdienst und die Predigt durch diese Gerichtetheit unterstützt werden. Eine Ausnahme bilden besondere Kirchen, wie die Pfalzkapelle in Aachen oder die italienischen Baptisterien, die Taufkirchen, die oft einen kreisrunden Grundriss besitzen. Hierzu zählen die Baptisterien in Florenz und Pisa, die dem Eingang des Domes gegenüberstehen.
In der Byzantinischen Formensprache findet der Zentralbau eine viel größere Verbreitung. Dies hat für Venedig sicher eine große Bedeutung, da in der Lagunenstadt viele Einflüsse aus dem Orient erkennbar sind. Auch San Marco ist ein Zentralbau, allerdings wurde für diese Kirche ein griechisches Kreuz - ein Kreuz mir vier gleich langen Armen - als Grundriss gewählt.
In Wien gibt es auch einen großen sakralen Zentralbau aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, Maria vom Siege. Diese Kirche liegt im 15. Wiener Gemeindebezirk direkt am Gürtel und ist ein zentraler Kuppelbau im neogotischen Stil. Entworfen wurde die Kirche von Friedrich Schmidt, dem Erbauer des Wiener Rathauses.Auch ihr wird ein byzantinischer Einfluss nachgesagt.
Abbildungen:
San Simeone Piccolo, www.photorok.com
Maria vom Siege, www.churchcrawler.pwp.blueyonder.co.uk
Quellen:
Thorsten Droste: DuMont Kunstreiseführer Venedig, Köln 2000
DuMont visuell Reiseführer Venedig, Köln 2000