Kuppelbau
Das Bild von Francesco Guardi wird durch die über dem Zentralraum der Kirche San Simeone Piccolo liegende Kuppel dominiert.
Der Kuppelbau stellte in der Architektur immer eine große Herausforderung dar und entstand aus der simplen Tatsache, dass man ab einer gewissen zu überbrückenden Spannweite keine flache Decke mehr verwenden kann, da diese schlicht und einfach einbrechen würde. Vor allem im Sakralbau, der in der Geschichte immer wieder ein Experimentierfeld der Architektur war, kam diese Art der Überdachung zum Einsatz. Eine der bekanntesten Beispiele hierfür sind das Pantheon in Rom oder der Dom von Florenz mit jeweils über 40 m Spannweite.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde der Kuppelbau auch vermehrt bei Profanbauten, wie Regierungsbauten, eingesetzt. Der Reichstag in Berlin oder das Kapitol in Washington gehören zu dieser Kategorie. Eine der größten Kuppeln, die je geplant wurden, ist unter den Nationalsozialisten für die Große Halle - auch Ruhmeshalle - projektiert worden. Im Inneren hätte sie einen Durchmesser von 250 m gehabt. Das in Berlin geplante Bauwerk wurde jedoch niemals gebaut.
Als Kuppel werden grundsätzlich Rundgewölbe bezeichnet, die über einem runden, quadratischen oder polygonalen Grundriss errichtet werden. Die Form, Ausführung oder die Unterbauten bzw. Auflager der Kuppel werden für die Namensgebung der unterschiedlichen Varianten herangezogen. Es gibt Flach- und Spitzkuppel, Falt- und Tambourkuppeln, aber auch kompliziertere Formen, wie die Pendentifkuppel. Diese auch byzantinische Kuppel genannte Form wurde unter anderem bei der Hagia Sophia in Istanbul angewandt. Die Kirche San Simeone Piccolo besitzt eine Laternenkuppel, das heißt es befindet sich ein kleiner Turm auf dem Scheitel der Kuppel.
Neben ihrer eindrucksvollen Form und Statik, besitzen Kuppeln auch noch andere Effekte. Die in vielen Kuppel angebrachten Malereien sind vor allem im Barock meist sehr geschickt auf einen Punkt ausgerichtet, der in vielen Fällen am Boden gekennzeichnet ist. Steht man auf diesem Punkt, kommt die perspektivische Wirkung der Malerei zum Tragen, was beim Betrachten dazu verleitet, die Kuppel höher zu schätzen als sie eigentlich ist. Hier findet eine geniale Zusammenarbeit von Architektur und Malerei statt.
Doch auch eine andere psychologische Wirkung des Kuppelbaus darf nicht unerwähnt bleiben. Kuppeln werden gerne als verzögerndes Element bei Eingangssequenzen eingesetzt. Dies funktioniert so: Da niemand wirklich durch den zentralen Punkt einer Kuppel geht, weicht man automatisch von seiner geraden Linie ab. Oft bleibt man auch stehen und sieht nach oben. Diese Tatsache ist ganz einfach zu überprüfen, wenn man in eine beliebige Kirche mit Vierungskuppel geht und die Leute beobachtet.
Quelle: Reclam: Kleines Wörterbuch der Architektur, Stuttgart 1995
Abbildungen:
Hagia Sophia, www.seraphimelectric.com
Pantheon, www.antikefan.de
Hängekuppel, www.wikipedia.de
Pendentifkuppel, www.wikipedia.de