Der Fuß eines Gebäudes

Jedes Haus muss auf einem stabilen Fundament gebaut sein, das lehrt schon die Bibel. Da dieses jedoch in den meisten Fällen nicht zu sehen ist, machen sich die wenigsten Menschen Gedanken darüber. Doch in Städten wie Venedig wird einem der Untergrund bewusst.

In der Lagunenstadt wurde immer wieder fälschlicherweise angenommen, dass die Fundamente ausschließlich aus geteerten Holzstämmen bestehen, die man in den Meeresboden rammte. Richtig ist jedoch, dass die Stadt auf dem sandigen, matschigen Boden kleiner Inseln erbaut wurde, die kaum aus dem Wasser ragen. Heute weiß man, dass dieser Boden mit Sediment aufgeschüttet wurde. Um diese unsichere Konstruktion zu verstärken, baute man zusätzliche Fundamente, welche aus vier parallelen, senkrecht zum Kanal liegenden Ziegelmauern bestehen. Diese werden durch Baumstämme, die mit Lehm ausgefacht wurden, an der kanalseitigen Fassade unterstützt. Direkt auf diesen stufenförmigen Fundamenten setzen die Mauern auf, was man am Grundriss der venezianischen Palazzi mit ihren zwei gegenüberliegenden Eingängen und dem großen, in der Mitte des Gebäudes liegenden Saales gut verfolgen kann.

Da diese Häuser natürlich Setzungen ausgesetzt sind, baute man die mittleren zwei Fundamente in der Regel nicht so stark wie die äußeren, um ein Auseinanderbrechen des darüberstehenden Gebäudes zu verhindern, da diese Bauform den Bau beim Einsinken in den Boden in sich zusammendrückt.

Die venezianischen Fundamente sind heute anderen Anforderungen ausgesetzt und kämpfen sowohl mit den Wellen, die schnelle Boote erzeugen, als auch mit der Absenkung des Grundes, bedingt u.a. durch die großen Wasserentnahmen der Industrie in Mestre.
Die Unsichtbarkeit der Fundamente machte der Maler und Architekt Fabrizio Clerici zum Thema und fertigte ein Gemälde mit dem Titel „Venedig ohne Wasser“ an. Dabei bediente er sich der Fantasie, Venedig stünde auf einem Wald von Stämmen.

Abbildungen:
Venedig ohne Wasser, www.mare.de

Quelle: 
www.mare.de