Venedigs Palazzi – eine regionale Baustruktur
Trotz der Unterschiedlichkeit der Stilepochen, welche die Palastarchitektur der Lagunenstadt immer wieder prägte, blieben die Venezianer gewissen Grundprinzipien treu.
Diese Grundstrukturen, die einen Palazzo erst zu einem venezianischen machen, wurden zwar variiert, jedoch grundsätzlich nicht verändert. So kann der Palast immer von zwei Seiten betreten werden, vom Land und vom Wasser, wobei der Landeingang eine untergeordnete Stellung hat. Die Eingänge, die sich typischerweise in der Mitte der Fassade befinden, durchmessen das ganze Gebäude und teilen es so in zwei symmetrische Teile.
Im Erdgeschoß befinden sich immer Lagerräume und aus praktischen Überlegungen auch die Küche, gewohnt wird in den oberen Geschoßen, den ‚piano nobili’. Diese für uns untypische Verlagerung des Wohnbereiches in die oberen Stöcke lässt sich leicht durch die Tatsache erklären, dass es in Venedig immer wieder zu Überschwemmungen kommt und so das Erdgeschoß regelmäßig unter Wasser steht.
Außerdem ist es in den unteren Räumen durch die Nähe der Kanäle immer feucht. Das wird auch der Grund sein, warum diese Zimmer heute immer wieder von armen Arbeitern und Straßenhändlern bewohnt werden, die sich die hohen Mieten in Venedig nicht leisten können.
Im ersten Stock befindet sich - über dem Flur - ein großer, zentraler Saal, der über große Fassadenfenster beleuchtet wird und durch seine Anordnung die Raumaufteilung des Erdgeschoßes übernimmt. Die Fenster waren schon sehr früh mit feinem, weißem Glas ausgestattet, was sowohl auf den Reichtum der Stadt als auch auf die Bedeutung und Nähe der Insel Murano schließen lässt. Im 18. Jahrhundert wurden die Zimmer dann mit aufwendig gearbeiteten Kachelöfen ausgestattet und mit ‚terrazzo’ ausgelegt.
Zu sehen sind die prunkvollsten Palazzi natürlich am Canal Grande, jedoch können die wenigsten betreten werden. Wenn man sich für das Innere eines solchen Gebäudes interessiert, kann man zum Beispiel den Palazzo Querini Stampalia besuchen, in dem die traditionelle Palastarchitektur mit einer modernen Formensprache akzentuiert wurde und der in den oberen Stöcken noch voll eingerichtete Zimmer aus dem 18. Jahrhundert birgt.
Abbildungen:
Palazzo Vendramin Calergi, www.library.ucsc.edu
Palazzo mit goldenem Mosaik, www.venedig.com
Palazzo Querini Stampalia von außen, Foto: Carina Alterdinger
Quelle: Arbeit ‚Venedigs Palazzi’ zur Exkursion nach Venedig 2006 von Catherine Schütze