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Friedhof- Teil einer Stadt

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Friedhöfe als Teil eines Stadtgefüges vs. Friedhofsinsel San Michele

Im Christentum wurden die Friedhöfe früher rund um die Kirche angeordnet, um den Verstorbenen eine möglichst große Nähe zu einem sakralen Platz zu gewährleisten. Diese Friedhöfe befanden sich also mitten im Stadtgefüge und zeichneten sich durch ihre räumliche Nähe zum alltäglichen Leben aus.

Doch wo finden Gondoliere und andere Venezianer ihre letzte Ruhestätte, in einer Stadt, die vom Wasser umgeben ist und regelmäßig überschwemmt wird?
Bis zur Zeit Napoleons verhielt es sich in der Lagunenstadt genauso wie überall anders in der christlichen Welt. Doch schon damals beschwerte sich manch einer über den Gestank, der von den Gräbern ausströmte. Auf den miteinander verbundenen Inseln konnte man natürlich keine tiefen Schächte ausheben und auch die lebenswichtigen Brunnen wurden bei Hochwasser immer wieder durch Leichen verunreinigt.

So wurde der Friedhof der Lagunenstadt um 1800 zuerst auf die außerhalb liegende Insel San Cristoforo verlegt, welche später mit der Insel San Michele verbunden wurde. Die schwarze Gondel, mit der die Särge in früheren Zeiten nach San Michele überführt wurden, taucht immer wieder in Filmen auf und ist ein fixer Bestandteil der venezianischen Klischees.

Interessanterweise verhielt es sich in den europäischen Städten - ausgelöst durch die Pest - nicht anders und heute liegen meist große Zentralfriedhöfe vor den Toren der Stadt, ein Beispiel hierfür sind natürlich Wien und Paris.
Doch anders  als bei diesen Friedhöfen herrscht in Venedig, das ja aus lauter kleinen Inseln besteht, großer Platzmangel, unter anderem auch dadurch, dass der Charme der Insel der Toten dazu geführt hat, dass es sogar einen Totentourismus gibt: Es lassen sich Leute hier begraben, die nie in Venedig gewohnt haben.

Deswegen werden heute die Toten zwar ganz normal bestattet, jedoch nach einigen Jahren wieder exhumiert und zu großen Blöcken gestapelt. Es gibt jedoch auch fixe Gräber von berühmten Menschen, wie dem amerikanischen Autor Ezra Pound oder dem russischen Komponisten Igor Stravinsky.

Interessant ist auf jeden Fall, dass die verschiedenen natürlich-räumlichen Bedingungen nicht zu wirklich unterschiedlichen Ergebnissen geführt haben und die Friedhofskultur in Venedig eine ähnliche Geschichte wie die Europas hat, da doch ähnliche Bedenken eine Rolle spielten.

Abbildung: 
San Michele von Venedig aus, Foto: Carina Alterdinger
Gräber im Friedhof, www.heute.sueddeutsche.de
Gräberwand, http://heute.sueddeutsche.de

Quelle:  
www.wikipedia.de
Marion Kaminski: Kunst & Architektur Venedig, Deutschland 2005

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