Digitale Welt
Francesco Guardis Gemälde lässt sich durch Digitalisierung in eine Struktur von 0 und 1 übersetzen und dadurch beliebig oft reproduzieren, sei es als Darstellung auf einem Monitor oder als Print auf Fotopapier. Nicht nur Bildmaterial, jede Art von Information kann mittlerweile in eine binäre Struktur übertragen werden.
Der Digitalisierung der Welt liegt eine Denkfigur zugrunde, nach der sich die gesamte Realität in einen Code übersetzen lässt und damit rekonstruierbar wird. Dieser Prozess birgt aber neben der Verlockung der leichteren Kommunizierbarkeit von Information auch einige Gefahren in sich. Zum einen stellt sich die Frage, was mit der Information passiert, die nicht in einer binären Struktur auflösbar ist? Wofür entscheiden wir uns, wenn wir auf grenzwertige Begriffe treffen, die nicht in das Muster von 0 und 1 hineinpassen? Auf politischer Ebene zeigt sich die Brisanz der Fragestellung noch deutlicher: Können alle Bereiche des menschlichen Lebens tatsächlich in Kategorien von Gut/Böse bzw. richtig/falsch eingeteilt werden?
Jeder Medienwechsel bedeutet auch einen Wandel der Gesellschaftsverhältnisse. Dadurch werden auch für die künstlerische Auseinandersetzung neue Themen relevant. Immer mehr KünstlerInnen setzen sich mit gesellschaftspolitischen Implikationen der Digitalisierung auseinander und fragen, was „hinter den Kulissen“ passiert. Wo könnten in Zukunft Arbeitsbereiche der Kunstschaffenden liegen? Welchen Stellenwert nimmt Bildproduktion im digitalisierten Zeitalter an?
Solche und ähnliche Fragen werden in der Vorlesung Medientheorie an der Akademie der bildenden Künste in Wien behandelt.