Schutz vor Hochwasser
Durch die ständige Bedrohung durch das Meer kam es in Venedig früher als in anderen Städten Europas zu einer strengen Regelung der Bebauung und Bepflanzung durch öffentliche Stellen. Es wurde verboten, Pinien zu fällen und als Brennholz zu verwenden, Schilf auszureißen und Tiere über die Küstenränder zu treiben. Warum? Die natürliche Vegetation der Lagune bot einen Schutz gegen starke Wellen, die die Erosion an der Küste vorangetrieben hätten.
Zusätzlich wurde ein künstlicher Uferschutz errichtet: große gezimmerte Holzkästen, so genannte „Palisaden“ wurden mit Steinen, Felsbrocken und Röhricht gefüllt und mit Sand verdichtet. Die Palisaden konnten die Brandung aufhalten, gegen Sturmfluten boten auch sie keinen Schutz.
Auch heute verwendet man ähnliche Konstruktionen zur Böschungssicherung. Die Kästen aus Metallgittern werden „Gabionen“ genannt. Sie werden mit Steinen und Schotter gefüllt. Damit können unsichere Hänge vor dem Abrutschen bewahrt werden.
Die Palisaden in Venedig waren eine sehr teure Schutzmaßnahme. Die Instandhaltung verschlang viel Geld und Arbeitskräfte. Man musste nach einer anderen Möglichkeit suchen. Im Jahr 1738 versuchte man erstmals Pozzolanerde für den Uferbau einzusetzen – mit Erfolg. Es handelte sich um einen wasserfesten Zement, der aus der Toskana angeliefert wurde. So begann der Bau der „murazzi“, Barrieren aus Steinen, die mit Pozzolan zementiert wurden. Die Bauwerke schützen die Stadt noch heute vor Hochwasser.
Quellen:
Piero Bevilacqua, Venedig und das Wasser. 1995