Bauen in der Lagune
Dort, wo das heutige Venedig erbaut wurde, gab es immer kleine Inseln, die aus dem Wasser herausragten, an ein normales Bauen, wie wir es kennen, war nicht zu denken. Der Boden war weich und wurde bereits bei kleineren Hochwasserereignissen überflutet, man musste sich spezieller Bautechniken bedienen:
- Verwendung leichter Materialien: die ersten Häuser Venedigs wurden aus Holz errichtet, später kamen Ziegel als Baustoff hinzu. Holz hat eine weitaus geringere Dichte (…) als andere Materialien wie z.B. Stein. Ziegel haben Hohlräume, mit denen ebenfalls Gewicht eingespart werden kann, auch Glas war ein beliebter Baustoff.
- geeignete Gründungen: für die Gründungen wurden 3-4.5 m lange Pfähle aus Lärchen- oder Eichenholz in den Untergrund gerammt bis man auf eine tiefer gelagerte tragfähige Tonschicht stieß. Auf die Pfähle wurden wiederum Holzplanken gelegt und darauf dann Steine, die ein zweites Fundament bildeten. Erst darauf wurde die Mauer gebaut.
Man muss sich vorstellen, dass für diese Pfahlgründungen tausende Holzpfähle benötigt wurden. Unter einzelnen Bauwerken soll es 180000 davon geben. In Venedig gibt es keinen Wald. Das Holz musste aus der Umgebung (z.B. Istrien) antransportiert werden. Die Abholzung einer so großen Waldfläche fördert Erosion und die Zerstörung sensibler Ökosysteme.
Diese Art der Gründung wurde nicht nur in Venedig verwendet, auch am Bodensee, in Kolumbien, Papua-Neuguinea – also auf der ganzen Welt findet man Pfahlbauten. Amerigo Vespucci bereiste die Gegend des Maracaibo und benannte sie dann aufgrund der Pfahlbauten Venezuela, was so viel wie „Klein-Venedig“ bedeutet. Heute werden Pfahlgründungen z.B. bei Bohrtürmen verwendet.
Quellen:
Piero Bevilacqua, Venedig und das Wasser. 1995
Richard Goy, Bauen in der Lagune. 1997