Infrarotstrahlung
Als Infrarotstrahlung (IR) bezeichnet man elektromagnetische Wellen im Spektralbereich zwischen sichtbarem Licht und der langwelligeren Mikrowellenstrahlung. Dies entspricht einem Wellenlängenbereich von 760/780 nm bis 1 mm. Man unterscheidet zwischen nahem (780 -3000 nm), mittlerem (3000-6000 nm), fernem (6000-15000) und extremen IR (15000 nm-1 mm). Für die Untersuchung von Gemälden wird meist der Bereich von 780-3500 nm verwendet.
Infrarotstrahlung (IR) wird in der Konservierung/Restaurierung zur Gewinnung von Informationen über die innere Struktur opaker Schichten bzw. Objekte herangezogen. Die Methode zählt zu den Tiefenuntersuchungen . Mit ihrer Hilfe können z.B. bei Gemälden tiefer liegende, dem Auge verborgene Malschichten oder bei Skulpturen der innere Aufbau sowie der Erhaltungszustand der Polychromie (mehrfarbige Fassung) sichtbar gemacht werden. Die Sichtbarmachung von IR-Strahlen kann auf fotographischem oder elektronischem Weg erfolgen.
Für die Wechselwirkung von IR-Strahlung mit den in den Malschichten enthaltenen Pigmenten gilt, dass die Streuung bei einer bestimmten Teilchengröße mit zunehmender Wellenlänge stark abnimmt. Da die Wellenlänge infraroter Strahlung noch größer als die des roten Lichtes ist, kommt es zu einer beträchtlichen Abnahme der Deckfähigkeit von Malfarbe. So werden Aufstriche von Weißpigmenten, bei denen die Streuung der dominante Faktor für deren Deckvermögen ist, im Infrarot durchsichtiger.
Interessant ist in diesem Zusammenhang vor allem die Unterzeichnung, welche den Bildplan eines Gemäldes noch vor dem eigentlichen Malvorgang schematisch festlegen kann. Sie kann durch IR sichtbar gemacht und ausgewertet werden.
Es können Fragen zur Entstehung des Gemäldes wie etwa die Formfindung, Konstruktionslinien oder die Unterzeichnung aber auch zur Geschichte wie Hinzufügungen von eigener oder fremder Hand, Übermalungen oder Retuschen beantwortet werden.
Literatur:
Franz Mairinger: Strahlenuntersuchung an Kunstwerken. Leipzig 2003.
Johannes Taubert: Zur kunstwissenschaftlichen Auswertung von naturwissenschaftlichen Gemäldeuntersuchungen. München 2003.
Abb.: Franz Mairinger: Strahlenuntersuchung an Kunstwerken. Leipzig 2003. S. 11.