Naturgewalten in der bildenden Kunst?
Durch den Anstieg des Meeresspiegels und das Absacken des Untergrundes wird Venedig immer öfter überschwemmt und bedroht.
Dass Überflutungen und andere Naturgewalten, wie etwa klimatische Veränderungen nicht immer nur negativ sein müssen, sondern auch als konstruktive Kräfte genutzt werden können, zeigen Beispiele aus der zeitgenössischen bildenden Kunst:
“Alles ist vergänglich“ – unter diesen Motto arbeitet der englische Landart-Künstler Andy Goldsworthy. Mit seinen in der Natur entstandenen und ebenso dort positionierten Werken stellt er keinen Anspruch auf Ewigkeit und Verkäuflichkeit, meist ist ihre Lebensdauer nur ein paar Augenblicke bis ein paar Tage lang. Seine Arbeiten erzählen poetische Geschichten vom Werden, Wachsen, Vergehen, Zerfallen, und sich Auflösen. Mit Steinen, Sand, Blüten, Moos, Holz und sogar Eis formt er ohne zusätzliche Werkzeuge nur mit Hilfe seiner Hände und unter den Bedingungen der vorgefundenen Orte, also unter Einfluss der Witterung, der Tageszeit und der Jahreszeit eindrucksvolle Werkstücke. Fragile Eisskulpturen, Steinkegel oder seine berühmten Bilder aus vorgefundenem Laub und Blütenblättern in allen Farben sind die Resultate. Bei seinen überdimensionalen Gesteinskegeln, die oft bis zu 3 Meter groß werden können, balanciert er sorgfältig Stein für Stein übereinander bis letztendlich die Kegelform ensteht. Eine statische Herausforderung, die ohne Kenntnis und vor allem Gefühl für physikalische Grundgesetze nicht möglich wäre.
Diese Kegel verbleiben dann in der Landschaft bis sie unter Einfluss der Naturgewalten wieder zerfallen. Stürme, Regen oder, falls die Kegel an einem Strand errichtet werden, der Einfluss der Gezeiten dekonstruieren das aufwendig erzeugte Werk und geben es der Natur zurück. Blüten- und Blätterbilder werden wieder vom Winde verweht. Dutzende, sorgfältig zurechtgebissene Eiszapfen formt Goldsworthy, indem er sie aneinander schmilzt, zu schlangenförmigen Skulpturen - Diese schmelzen alsbald bei wärmeren Temperaturen wieder zu Wasser.
Als einzige Hilfe zur Dokumentation und Möglichkeit zur Verbreitung und Rezeption seiner Kunst dient ihm die Fotografie. - Fotobände erzählen von seinem Schaffen.
Quellen:
Thomas Riedelsheimer:
Dokumentarfilm „Rivers and Tides“ (dt. „Fluss der Zeit“) Großbritannien/ Finnland, 2000
http://www.planet-wissen.de
Bild: Rowan Leaves with Hole
http://www.msubillings.edu
Bild: Kegel aus Eis
http://www.dailyepiphany.net