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Mikrochemische Tests

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Für den/die RestauratorIn ist es möglich, aufgrund einfacher chemisch-analytischer Nachweisverfahren, spezifische Elemente und Verbindungen zu identifizieren und damit Pigmente oder Bindemittel zu benennen. Als wichtige Hilfestellung gilt – wenn ersichtlich – die Eigenfarbe des zu identifizierenden Pigments.
So kann etwa in der Gruppe der Rotpigmente aufgrund des Vorhandenseins von Quecksilber (Hg) das Pigment Zinnober (HgS) nachgewiesen werden. Als einziges Rotpigment beinhaltet es Quecksilber.

Der Nachweis erfolgt folgendermaßen:
Zuerst wird eine kleine Menge Probematerial vorsichtig entnommen. Dann schiebt man in das eine Ende einer Glaskapillare von ca. 0,5 mm Innendurchmesser etwas Ferrum reduktum (Eisenpulver), anschließend ein mikroskopisch sichtbares Partikel Zinnober und nochmals etwas Ferrum reduktum, so dass das Pigment in Eisenpulver eingeschlossen ist. Nachdem man die Substanz ca. 1 cm weit zur Kapillarmitte geschoben hat, schmilzt man dieses Ende über der Mikroflamme eines Brenners ab und erwärmt die die Substanz enthaltende Kapillarstelle bis zur Rotglut. Bei anwesendem Zinnober wird dieses reduziert, und das entstehende Quecksilber kondensiert sich in den kälteren Teilen der Kapillare. Unter dem Mikroskop lassen sich die feinen Quecksilbertröpfchen einwandfrei erkennen.

HgS + Fe → Hg + FeS

Zinnober ist ein natürlich vorkommendes Mineralpigment, es findet sich in vielen Teilen der Welt in Schiefer eingebettet. Bedeutende Lager befinden sich in Spanien (Almaden), Italien (westliche Toskana) und in Slowenien (Idria). Obwohl die künstliche Produktion seit dem 13. Jahrhundert bekannt war, wurde Zinnober erstmals 1785 synthetisch hergestellt.
Während des Studiums der Konservierung-Restaurierung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien werden im Rahmen des Untersuchungstechnischen Praktikums (Vorlesung und Übung) mikrochemische Tests durchgeführt und ausgewertet.  

Literatur:
Hans-Peter Schramm: Historische Malmaterialien und Möglichkeiten ihrer Identifizierung, Dresden 1980.
Manfred Schreiner: Materialkunde und Farbenchemie. Vorlesung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien 2005.

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