Land Art
Venedig wurde künstlich durch Menschenhand geschaffen, ursprünglich bestand das Areal des heutigen Venedigs aus Inseln, Sandbänken und Schlamm. Aber nicht nur im Bereich der Stadtentwicklung werden ursprüngliche Landschaften verändert, auch in der bildenden Kunst lassen sich Beispiele für Eingriffe in natürliche Landschaften finden.
Landart, auch Earth Art genannt, ist eine Kunstströmung die sich in den USA in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt hat.
Sie bezeichnet Kunstwerke, die im Dialog bzw. im direkten Umgang mit der Landschaft entstehen oder aus elementaren Naturmaterialen geformt sind.
Zeichensetzungen in der Landschaft gab es natürlich schon lange bevor der Begriff „Kunst“ gebildet wurde. So weisen Steinkreise, Dolme und Menhire etc. (zB. Stonehenge) aus den Megalithkulturen auf eine frühzeitliche Gestaltung der Landschaft durch Menschen hin.
In den 1960er-Jahren entwickelte sich Landart als Versuch, einen Raum außerhalb von Ateliers, gewinnorientierten Galerien und Museen zu erschließen, um mit Hilfe von neuen Kunstmaterialien gesellschafts- und kunstkritische Statements abzugeben.
KünstlerInnen begannen unverkäufliche Werke in der Natur zu schaffen, mit Hilfe vorgefundener Materialien wie Wasser, Stein, Holz, Gräsern oder Sand. Diese Werke
waren nicht transportabel und durch den (oft erwünschten!) Einfluß der Naturgewalten vergänglich. Nur teilweise existieren Dokumentationen in Form von Fotografien oder Film.
Landart ist mittlerweile ein unüberschaubarer Sammelbegriff für allerlei Kunst in Verbindung mit der Natur geworden, es existieren eine ganze Reihe an Bezeichungen wie etwa Environmental Art oder auch Earth Scale Art. Dies bietet einen Nährboden für viele Missverständnisse und Fehlinterpretationen. Die meisten dieser Bezeichnungen und Strömungen werden der Ursprungsidee der Landart nicht gerecht, denn viele der geschaffenen Werke erfüllen nur eine dekorative Funktion und bieten keine oder nur eine oberflächliche Auseinandersetzung mit der Umgebung. So zählen zum Beispiel in der Landschaft aufgestellte Skulpturen nicht zur Landart. Auch heute noch sind viele Werke der Landart eine Inspirationsquelle für Architektur und Landschaftsarchitektur.
Wichtige Wegbereiter und Vertreter der Landart sind bespielsweise Walter de Maria, Robert Smithson, Nancy Holt, Robert Morris und Michael Heizer. In der zeitgenössischen Kunst sind unter anderem Christo & Jeanne Claude sowie Andy Goldsworthy für ihre Arbeiten bekannt. Eine Reihe von KünstlerInnen haben sich neben ihrem Schaffen in anderen Medien auch mit Landart beschäftgt, beispielsweise Ana Mendieta.
Quelle: Patrick Werkner: Land Art USA. Von den Ursprüngen zu den Großraumprojekten in der Wüste. Prestel, München, 1992
Bild:
Walter de Maria: Mile long drawing 1968
http://territoiresinoccupes.free.fr
Zwei parallele Kreidelinien, je eine Meile lang, innerhalb eines Monats vom Wind verweht worden. Nur durch Fotografien dokumentiert.