Holz als Bildträger
Francesco Guardi benutzte eine Leinwand als Bildträger für das Gemälde Canal Grande mit S. Simeone Piccolo. Neben Leinwänden wurde auch Holz als Unterlage bzw. Malgrund verwendet. Holz spielte als Bildträger bis ins 17. Jahrhundert in der europäischen Tafelmalerei eine große Rolle. Dafür wurde im Norden Europas Eichenholz bevorzugt während man im süddeutschen Raum auch Linde und im Süden vorwiegend Pappelholz verwendete.
Die für den Betrachter so stabil wirkenden Träger gehören zu den Sorgenkindern der Restauratoren. Beschädigungen und gänzliche Verluste von Meisterwerken dieser Art waren und sind nicht selten. Gründe dafür sind beispielsweise die Verwendung ungeeigneten Holzes durch den Künstler, falsche klimatische Lagerung oder Holzschädlinge. Die Folgen sind z.B. plastische Verformungen, Öffnung alter Leimfugen, Springen oder Schrumpfen des Bildträgers.
Die Grundlage aller konservatorischen und restauratorischen Arbeiten am Holztafelbild ist das Wissen um den komplexen Aufbau des Holzes und seine Reaktionen auf Umwelteinflüsse. Holz ist eine Struktur aus sehr unterschiedlich verteilten Zellen und Fasern. Es besteht hauptsächlich aus Cellulose, Hemicellulose und Lignin.
Holz ist stark hygroskopisch, es nimmt Feuchtigkeit aus der Luft auf und gibt sie wieder an die Luft ab. Seine Feuchtigkeit gleicht es bis zum Erreichen eines Gleichgewichtszustands (Gleichgewichtsfeuchte) dem jeweiligen Umgebungsklima an. Abhängig ist die Gleichgewichtsfeuchte von der relativen Luftfeuchtigkeit. Holztafeln schwinden (verlieren an Volumen) bei der Abgabe von Wasserdampf an die Umgebung und quellen (gewinnen an Volumen) bei dessen Aufnahme.
Mit Schwund und Quellung ändern sich die Abmessungen des Holzes, in unserem Fall eines hölzernen Bildträgers. Da eine Bildschicht oft nicht die erforderliche Elastizität besitzt, diesen Bewegungen zu folgen, kann dies zu Schäden wie dem Aufstellen von Malschicht (Malschichtdächer) mit der Gefahr des Totalverlustes betroffener Teile (Schwund) oder zu Rissen in der Malschicht (Quellung) führen.
Holzarten besitzen jedoch unterschiedliche Quellmaße und Schwundwerte. Rotbuche und Linde weisen hohe Zahlwerte – schwinden und quellen also sehr stark- hingegen Fichte und Weide schwinden und quellen weniger stark.
Das Studium der Konservierung/Restaurierung an der Akademie der bildenden Künste Wien bietet seit 2003 die Möglichkeit den Schwerpunkt der Ausbildung auf die Konservierung/Restaurierung von Objekten – Schwerpunkt Holz zu richten. Dazu werden eine Reihe von fachspezifischen Vorlesungen und Übungen angeboten: Eine Geschichte der Technologie, Schadensphänomene und Arbeitsmethodologie, Stilgeschichte historischer Interieurs, Struktur und Eigenschaften von Holz, Methoden der Behandlung von Holzoberflächen und komplexe Materialgruppen.