Firnis
Als letzte abschließende Schicht strich oder sprühte Francesco Guardi Firnis auf die getrocknete Malschicht. Der Firnis erfüllt zwei Funktionen: er ist von ästhetischem und konservatorischem Nutzen. Er gibt der Malerei Tiefe, Leuchtkraft, Glanz oder Mattigkeit und schützt sie vor Verschmutzungen, sowie – in einem gewissen Umfang – vor mechanischen und atmosphärischen Einwirkungen. Bis ins 20. Jahrhundert wurde beinahe jedes Gemälde gefirnisst.
Firnisse bestehen aus trocknenden Ölen, Harzen, Balsamen (dickflüssige Harze), und flüchtigen Lösungsmitteln. Als trocknende Öle verwendeten die Künstler Lein- oder Walnussöl, als Harze Bernstein, Kopale, Kolophonium, Sandarak, Mastix oder Dammar, als Balsame Venezianer oder Straßburger Terpentin, als Lösungsmittel trocknende Öle, Alkohol, Steinöl, ätherische Öle oder aromatische Kohlenwasserstoffe. Seit etwa den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden auch synthetische Harze mit den entsprechenden Lösungsmitteln auf die Malschicht gestrichen.
Firnisse vergilben, verspröden, krepieren und verschmutzen im Laufe der Zeit. Nach dem Aufbringen sind Firnisse im Normalfall klar und durchsichtig. Im Laufe der Jahre bilden in ihnen enthaltene ungesättigte Verbindungen durch Sauerstoffaufnahme im Firnis gelbe Oxidationsprodukte. Die Firnisschicht vergilbt und wird spröde, sie verändert die Farbwirkung eines Gemäldes. Ein blauer Himmel kann durch einen vergilbten Firnis einen grünen Farbton bekommen (blau+gelb=grün).
Die Malschicht wirkt durch den gelben Überzug außerdem „wärmer“. Feine Farbnuancen und die vom Künstler bewusst erzeugte Wechselwirkung „warmer“ und „kalter“ Farben werden verändert oder gehen ganz verloren. Die Farbwirkung wird monochrom und unakzentuiert. Durch das Vergilben wird gelegentlich auch ein unregelmäßiger Firnisauftrag störend sichtbar.
Aus diesen Gründen wurden die alten versprödeten und vergilbten Firnisse in der Regel in unterschiedlichen zeitlichen Abständen abgenommen und durch neue ersetzt. Bezüglich der Vorgangsweise bei der Abnahme des Firnisses gibt es eine Vielzahl von Meinungen. Diese divergieren zwischen den einzelnen Ländern und sogar zwischen einzelnen Museen und privaten Restaurierungsateliers.
Während manche eine vollständige Abnahme von gealterten, vergilbten Firnissen propagieren, bevorzugen andere lediglich eine Firnissdünnung, lassen also eine dünne Schicht von Firnis auf der Gemäldeoberfläche stehen. Als dritte Variante wird eine selektive, also eine partielle Abnahme von Firnis angewendet.
Literatur:
Knut Nicolaus: DuMonts Handbuch der Gemäldekunde. Köln 2003.