Doublierung
Je älter Gemälde werden, desto ausgeprägter zeigen sich Alterserscheinungen. Sichtbar werden etwa gegilbter Firnis, Craquelés oder spröde bzw. partiell zerstörte Bildträger. Bei der Doublierung wird der textile Bildträger mit einem – in Ausnahmefällen auch mehreren – Stützgeweben hinterklebt, um so bereits vorhandene Schäden zu verringern oder prophylaktisch vor Schäden schützen. Die Mehrzahl älterer Gemälde ist doubliert.
Die Techniken der Doublierung lassen sich bis in das 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Zu den klassischen Doublierungsmethoden gehören die Bleiweißdoublierung (wird heute nicht mehr praktiziert, da Bleiweiß giftig ist), die Kleisterdoublierung und die Wachs-/Harzdoublierung. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen in der Art des Klebstoffes. Bei der Verarbeitung sind Druck und Wärme notwendig, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen.
Seit den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts finden synthetische Klebstoffe für die Doublierungen Anwendung. Dabei handelt es sich in der Regel um Kleber aus Acrylharzen und um synthetische Klebewachse. Mit den synthetischen Klebstoffen haben sich auch die Techniken wesentlich verbreitert: so kann heute etwa auch kalt doubliert werden (Kaltdoublierung – cold lining) oder das Doubliergewebe wird nicht mehr mit einer durchgehenden Klebeschicht am Originalgewebe fixiert, sondern nur noch mit kleinen Haftpunkten (Nap-bond-Methode).
Zur Anwendung der Doublierung wurden spezielle Arbeitsgeräte geschaffen, so wurde 1950 der Heiz-/Vakuumtisch konstruiert und ab 1960 serienmäßig hergestellt. 1964 „erfand“ Hacke den Unter- oder Niederdrucktisch, 1974 Chittenden und Previal-Prescott die Vakuumtasche. Mit diesen Geräten kann man die für ein Gemälde und seinen Bildaufbau während eines Doublierungsvorgangs gefährlichen Faktoren Temperatur, Druck und Wasser bzw. Lösungsmittel im Klebstoff besser kontrollieren.
Im Rahmen des Studiums der Konservierung/Restaurierung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien sind während des Studienverlaufs jeweils 16 Wochenstunden für die praktische Anwendung verschiedener Konservierung- und Restaurierungstechniken vorgesehen. Die Studenten arbeiten in den Werkstätten an selbst gefertigten Probestücken sowie an historischen Gemälden. Dieser künstlerische Einzelunterricht dient auf Basis der begleitenden Lehrveranstaltungen der integrativen Vermittlung von künstlerischer Praxis und wissenschaftlicher Theorie. Er ermöglicht individuelle Berücksichtigung und Förderung von Interesse und Begabung der Studierenden.
Zum Studienplan siehe: http://www.akbild.ac.at/upload/pdfs/Studienplan0405588.pdf
Literatur:
Knut Nicolaus: Handbuch der Gemälderestaurierung. Köln 1998.