Die Biennale in Venedig
Die Stadt Venedig lockt durch ein reiches Angebot an Kunst und Kultur zahlreiche Menschen in die Stadt. Ein wichtiges Ereignis ist die alle zwei Jahre stattfindende Biennale für zeitgenössische Kunst, die sich im Jahresrhythmus mit der Architektur-Biennale abwechselt.
KünstlerInnen aus insgesamt 73 Ländern nahmen 2005 an der 51. Biennale in Venedig teil.
Eine Ausstellung in dieser Größenordnung bietet die Möglichkeit, sich mit Kunstproduktion aus unterschiedlichsten Ländern auseinanderzusetzen. Viele KünstlerInnen nutzen die Chance, ein internationales Publikum zu erreichen. Mittels ihrer Werke kommunizieren sie politisch, sozial und ökonomisch brisante Themen ihrer Herkunftsländer.
Eine Arbeit, welche die Thematik kultureller Identiät behandelt, zeigte etwa der spanische Konzeptkünstler Santiago Sierra 2003 bei der 50. Biennale in Venedig. Er ließ den Haupteingang des spanischen Pavillons zumauern. Nur gegen Vorlage eines spanischen Passes durften Besucher das leere Gebäude durch den bewachten Hintereingang betreten. Besucher, die keine spanischen Staatsbürger waren, wurde der Zutriit verwehrt. Sämtliche „Ausstellungstouristen“ waren mit einer ungewohnten Grenzsituation konfrontiert. Auch in vielen weiteren Arbeiten beschäftigt sich Sierra mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen wie der Globalisierung, dem Umgang mit Migration sowie mit dem Mensch und seiner Arbeitskraft, die als Ware ausgebeutet wird.
Eine Künstlerin, die mit ihren Arbeiten auf Gewaltausübung an Frauen durch Männer bzw. auf die Verletzung der Menschenrechte aufmerksam machen will, ist Regina Jose Galindo.
Auf der 51. Venedig-Biennale zeigte die Künstlerin mit guatemaltekischen Wurzeln eine Videoarbeit, in welcher zu sehen ist, wie sie sich ihr Jungfernhäutchen operativ wiederherstellen lässt. Diese Arbeit sollte daran erinnern, dass in vielen Ländern immer noch Jungfräulichkeit Voraussetzung für eine Eheschließung ist. In einer anderen Video-Arbeit, „Who can erase the traces?“ (2003), tauchte die Künstlerin ihre Füße in Blut und hinterließ die Spuren am Boden in Guatemala-Stadt, während sie den Weg vom Verfassungsgericht zum nationalen Kulturpalast zurücklegte.
Bei der 51. Biennale in Venedig wurden übrigens erstmals in der 110-jährigen Geschichte zwei Frauen, María de Corral und Rosa Martínez, mit der Leitung der Biennale beauftragt.
Quellen:
Lehrveranstaltung an der Akademie der bildenden Künste Wien
Vorlesung: Kunst der Gegenwart von Ute Meta Bauer
2003, Institut für Gegenwartskunst
Exkursion nach Venedig im Rahmen der künstlerischen Ausbildung
www.labiennale.org
Bild:
Regina Jose Galindo - „Who can erase the traces?“
www.artnexus.com