Craquelé
Die wohl auffälligste Alterserscheinung an Gemälden ist das Craquelé. Ein Craquelé ist ein Sprung- oder Rissnetz, das entweder partielle Bereiche oder die ganze Oberfläche eines Bildes überziehen kann. Alle älteren Bilder weisen ein Craquelé auf, so sind auch im über 200 Jahre alten Gemälde von Francesco Guardi feine Sprünge sichtbar.
Die Form des Craquelés ist abhängig von der Maltechnik des Künstlers, den für die Malerei verwendeten Farben und den Bedingungen, denen das Gemälde ausgesetzt war. Man unterscheidet zwischen Sprüngen und Rissen. Risse, genauer Frühschwundrisse entstehen im Rahmen des Trocknungs- und/oder Oxidationsprozesses der Farbschicht, sie sind also maltechnisch bedingt. Sie können eine Breite von 1 mm oder mehr besitzen und die unter der Farbschicht liegende Grundierung oder Untermalung sichtbar werden lassen. Sprünge, genauer Altersprünge, sind feine, weniger als 1 mm breite Trennungen in der Bildschicht, die bis auf den Bildträger reichen.
Die Formen der Craquelés können sehr unterschiedlich sein. Alterssprünge in Gemälden auf textilen Bildträgern wie z.B. auf Leinwand (im Gegensatz dazu Gemälden auf Holztafeln) bezeichnet man auch als Leinwandsprünge. Zu dieser Gruppe gehören etwa der Gittersprung, der Spiralsprung, der Keil- und Spannrahmensprung, der Speichensprung, der Diagonalsprung und der Ährensprung.
Die üblicherweise in alten Gemälden vorkommenden Sprünge sind Gitter- oder Netzsprünge. Charakteristisch für den Gittersprung ist seine gitterartige Struktur, der Netzsprung unterscheidet sich vom Gittersprung durch einen unregelmäßigen netzartigen Verlauf. Als Keil- oder Spannrahmensprung bezeichnet man Craqueléformen, deren Entstehung ursächlich mit dem Spann- oder Keilrahmen eines Gemäldes zusammenhängt.
Die Spiral-, Speichen-, Diagonal- und Ährensprünge gehören zu den sog. Zerrsprüngen, sie entstehen durch Druck oder Zug auf die Vorder-, Rück- oder Längsseite eines Gemäldes. Sie führen zu einer partiellen Craquelébildung in der Bildschicht.
Literatur:
Knut Nicolaus: Handbuch der Gemälderestaurierung. Köln 1998.
Abbildungen:
Knut Nicolaus: Handbuch der Gemälderestaurierung. Köln 1998. S. 176-181.