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Brunnen am Kirchplatz

Die Kirchplätze im Inneren Venedigs waren nicht das Ergebnis vorausschauender Stadtplanung, sondern entstanden aus verschiedenen Nutzungsansprüchen. Die Bezeichnung „Campi“, Felder, deutet an, dass die Bereiche, aus denen sie entstanden, ländlicher Natur waren. Häufig waren auf den Kirchplätzen Brunnen angesiedelt, die der Wasserversorgung dienten.
Fast jede Kirche hatte ihre „Campo“, man war sich der Bedeutung bereits im 16. Jahrhundert bewusst. Viele Städte im Binnenland hatten nicht einmal einen „Piazza Pubblicca“, Venedig hatte so viele Plätze, dass „wenn man die Summe der unbebauten Flächen zusammenrechnete, ein riesiger Platz entstünde, auf dem man eine weitere große Stadt errichten könnte“(Francesco Sansovino, 1521 – 1586, italienischer Schriftsteller und Verleger). Doch welche Funktion hatten die Plätze ursprünglich?

Da Venedig keine Trinkwasserquellen aufweist, das Salzwasser der Lagune zum Trinken nicht geeignet ist und Venedig aus militärischen Gründen nicht von Wasserleitungen vom Binnenland abhängig sein wollte, musste man auf andere Art und Weise Trink- und Brauchwasser beschaffen: man sammelte das Regenwasser, das auf die rund 100m² großen Plätze fiel.

Das Wasser wurde gesammelt und durch vier Abflüsse in ein 3,5m tiefes Kiesbett geleitet, das der Reinigung des Wassers diente und auf den Seiten mit einer Tonschicht isoliert war. Das Wasser, das nun die entsprechende Trinkwasserqualität aufwies, stieg im Brunnen wieder soweit nach oben, dass es abgeschöpft werden konnte.
Tagsüber waren die Brunnen ein wichtiger Treffpunkt für die Frauen, die, wie es auch heute in vielen Kulturen üblich ist, für die Wasserversorgung zuständig waren.
Die Verwendung von Regenwasser ist auch heute noch ein wichtiges Thema. Mit der Verwendung von Regenwasser kann wertvolles Grundwasser gespart werden.
Auch die Stadt Wien setzt sich mit Regenwasserstrategien (http://www.wien.gv.at/kanal/technik/strategie/regen.htm) auseinander. In einem von der Universität für Bodenkultur ausgearbeiteten Plan wurden Möglichkeiten der Regenwassernutzung für den Stadtteil St. Marx ausgearbeitet. Das auf den Dachflächen gesammelte Wasser kann für die WC-Spülung oder die Gartenbewässerung eingesetzt werden.

Quelle:
Norbert Huse: Venedig – Von der Kunst, eine Stadt im Wasser zu bauen. 2005

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