Porn
Zwei Jahrhunderte vor Francesco Guardi lebte Pietro Aretino in Venedig, er gilt als Begründer moderner pornografischer Literatur. In sechzehn Sonetten, genannt “I Modi – Stellungen”, beschreiben eine ältere und eine jüngere Frau ihre sexuellen Erfahrungen. Die Produktion, die in Italien ihren Anfang nimmt, setzt sich im 18. Jahrhundert vor allem in Frankreich fort. Marquis de Sade ist wohl der bekannteste Vertreter, wenn es um Schilderungen sexueller Ausschweifungen geht. So wie die Erfindung des Buchdrucks die Verbreitung der pornografischen Literatur begünstigt, begünstigt heute das Internet die Verbreitung pornografischer Bilder.
Während für Aretino und de Sade Schilderungen sexueller Ausschweifung eine Auflehnung gegen Staat und Kirche bedeuteten, ist heute Pornografie weitestgehend etabliert und selten mit Tabubruch verbunden. Aus dieser Geschichte heraus erklärt sich aber, warum Kritik an Pornografie oft als Beschneidung der persönlichen Freiheit empfunden und als unerwünschte Zensur abgetan wird. Dabei ist Kritik an pornografischen Darstellungen aus vielfacher Sicht notwendig.
Die bekannteste Kritik ist die feministische, die hervorhebt, dass Pornografie fast ausschließlich für einen heterosexuellen männlichen Betrachter gemacht ist und Frauen nicht als Subjekte mit eigenständigem Begehren zulässt. Pornodarstellerinnen leisten ausschließlich sexuelle Arbeit zur Befriedigung von Männern. Oftmals ist diese auch mit einem passiven wehrlosen Frauenbild verbunden, das sich gut dazu eignet das von der Emanzipation verunsicherte männliche Selbstbild wiederherzustellen. Pornografie steht auch sehr wohl in Verbindung zu anderen gesellschaftlichen Bereichen, so lässt sich das Degradieren von Frauen von der Leinwand auch auf die Wirklichkeit übertragen.
Pornografie ist aber nicht nur frauenfeindlich, sondern auch meistens rassistisch. Schwarze Hautfarbe wird oft als besonders erotisches Merkmal herausgestrichen, genauso wie eine “exotische” Herkunft, beispielsweise aus Südostasien. Die mittlerweile globalisierte Pornoindustrie kann ebenfalls als Ausgangspunkt einer produktiven Kritik gefasst werden, weil sie ein Bestandteil des neoliberalen Kapitalismus ist, der alles, also auch den menschlichen Körper zur Ware macht und letztendlich zu Kapital.
Aus den Gegnerinnen der Pornografie sind in der Gegenwart vor allem Produzentinnen alternativer Pornografie geworden. Nach der dekonstruktiven Arbeit der 70er Jahre beschäftigen sich Feministinnen heute damit, wie Pornografie Frauen als Betrachterinnen einschließen kann und wie aktives Begehren von Frauen artikuliert und dargestellt werden kann, ohne (hetero)sexistisch und rassistisch zu sein.