Kunst und Imperialismus
Während sich Venedig im 18. Jahrhundert politisch in sich zurückzieht, etablieren Kolonialmächte wie Frankreich und Großbritannien zunehmend ihre globale Herrschaft. Auch Künstler nehmen am Imperialismus teil.
So ist der Selbsterneuerungsgedanke, der etwas später im 19. Jahrhundert entsteht, verbunden mit einem Begehren nach dem „Anderen“, kulturelle und sexuelle Differenz treten dabei oft in einem auf. Als das „Andere“ wird zumeist alles definiert, das sich von der selbsterklärten neutralen Position des weißen Kolonisators unterscheidet. Auf diese Weise entsteht der Stereotyp der schwarzen Frau als einer Repräsentantin einer exzessiven und unkontrollierbaren Sexualität. Es werden „wissenschaftliche“ Untersuchungen weiblicher Anatomie in Deutschland, Frankreich und Großbritannien vorgenommen, die sich vor allem auf hervorstehende Gesäßbacken konzentrieren. Sie beginnen 1815 mit der Autopsie der Saartje Baartman, die als „Hottentottenvenus“ überall in Europa öffentlich als Spektakel ausgestellt worden war. Eine genetische Minderwertigkeit der schwarzen Frau soll auf diese Art begründet werden. Sie findet Eingang in die Medizingeschichte und wird als Negativmaßstab für weiße Frauen herangezogen, mit dessen Hilfe später Prostituierte und Lesben kriminalisiert werden. Das Triebhafte, das Weibliche stellt eine Bedrohung der westlichen Kultur dar und muss gebändigt werden, nicht zuletzt werden auch die Kolonien mit Frauen gleichgesetzt, die durch Penetration geordnet werden müssen.
Die in diesem Zusammenhang wohl bekannteste Darstellung aus der Kunstgeschichte ist das Gemälde „Les Desmoiselles d’Avignon“ von Picasso. Es zeigt eine Gruppe von Prostituierten, deren Körper und Gesichter ganz im Stil des Kubismus zerschnitten und deformiert sind. Picasso wurde bei diesem Gemälde von afrikanischer Plastik beeinflusst. Er stellt eine Verbindung zwischen Prostitution, Weiblichkeit und Schwarzsein her und formuliert seine Position als weißer Mann zwischen Faszination und Abscheu.