Fahrende Gondeln – die Entstehung des Films
In nur wenigen, aber bedeutenden technischen Schritten beginnen die Gondeln auf dem Canale Grande zu fahren. Nach der Erfindung der Fotografie ist der Weg zu den bewegten Bildern nicht mehr weit. Durch schnell aufeinander folgende Projektion fotografischer Bilder wird die Illusion von Bewegung erzeugt – es entsteht der Film. 1895 zeigen die Brüder Lumieres in der ersten Filmvorführung „La Sortie de l’usine“. Dabei sieht man in einer ca. fünfzig Sekunden langen Einstellung ein offenes Fabrikstor, aus dem Menschen hinausströmen. Fünfzig Sekunden, die aber bereits einiges über das neue Medium verraten...
Der erste Film wurde gedreht, um die Apparatur zu verkaufen. Der ökonomische Aspekt ist also in der Filmproduktion von Anfang an entscheidend. Bereits 1896 wird die Firma Pathe gegründet, sie übernimmt Lumieres und wird zur größten Filmgesellschaft. Auch heute noch ist die Filmindustrie ein nicht zu verachtender Wirtschaftszweig. Man denke nur an die astronomischen Summen, die durch Kassenschlager jedes Jahr eingespielt werden.
Aber auch wesentliche inhaltliche Fragen werden in der ersten Szene der Filmgeschichte aufgeworfen. Handelt es sich um eine Dokumentation oder eine Inszenierung? Welches Verhältnis hat der Film zur Realität? Wir wissen, dass die Brüder Lumieres eine alltägliche Situation aufnehmen wollten, um das Funktionieren der Kamera zu zeigen. Trotzdem kann man erkennen, dass sie in das Geschehen eingegriffen haben: den Leuten wurde gesagt, in welche Richtung sie gehen sollen, wo sie hinschauen sollen, sie wussten, dass etwas Besonderes passieren würde und sind in ihrer besten Kleidung in der Fabrik erschienen.
Die Fragen, die bereits die Fotografie aufgeworfen hat, werden durch die Erfindung des Films akut. Bis heute gibt es bei FilmemacherInnen einerseits den Anspruch, Wirklichkeit mit der Kamera zu dokumentieren, ohne sie zu manipulieren. Andererseits werden in den Hollywoodstudios ganze Stadtviertel aus Kulissen nachgebaut, um eben diese Wirklichkeit herzustellen.