Expanded Cinema

Was befindet sich außerhalb der Bildgrenzen des Canale Grande mit San Simeone Piccolo? Gibt es Möglichkeiten, den Raum außerhalb des Zweidimensionalen darzustellen? Wodurch wird das Bild in seine Schranken gewiesen und gibt es einen Weg daraus auszubrechen – das Bild gleichsam zu befreien?
Expanded Cinema ist eine Kinobewegung der 1960er und 70er Jahre, die versucht den zweidimensionalen filmischen Raum zu erweitern. Die künstlerischen Mittel, die dazu verwendet werden, sind nicht näher festgelegt. Die einzige Gemeinsamkeit der Expanded Cinema - Arbeiten  ist, dass sie sich nicht mit dem herkömmlichen Kinoformat der Projektion eines Filmes auf eine Leinwand zufrieden geben.

Ein Beispiel für eine Arbeit des Expanded Cinema ist die “Aktionshose: Genitalpanik” von Valie Export. Es handelt sich um eine Performance, bei der die Künstlerin mit einer Hose, die ihre Geschlechtsteile sichtbar macht in einem Münchner Pornokino durch die Reihen des Kinos ging.
Valie Exports Körper erscheint in dieser Aktion als eine Erweiterung des pornografischen Raumes und verweist darauf, dass Pornografie nur im Zweidimensionalen, also durch die Entpersonalisierung der Darstellerinnen funktioniert. Im Realen besteht vielmehr eine Angst des männlichen Betrachters vor einer aktiven weiblichen Sexualität. Als passives Objekt männlicher Lust wird der weibliche Körper auf die Leinwand projiziert, von wo aus er die Möglichkeit der Interaktion mit dem Publikum verliert.
In “Adjungierte Dislokation” schnallt sich die Künstlerin eine Kamera vor den Oberkörper, eine auf den Rücken. Sie filmt ihre Umgebung während sie selbst dabei aufgenommen wird. In der Präsentation der Arbeit sind drei Perspektiven von drei verschieden Kameras nebeneinander zu sehen. Sie eröffnen Fragen nach Standpunkten und Blickwinkel im narrativen Kino, das für gewöhnlich nur eine lineare Geschichte wiedergibt.

Die Vorlesung “Apparative Techniken” setzt sich mit technischen Möglichkeiten von Medien und den damit verbundenen künstlerischen Ausdrucksweisen auseinander.